Niederschrift

über die 30. öffentliche Sitzung des Ausländerbeirates am 08.04.2003
neuer Ratssaal, Rathaus, Friedensplatz 1, 44135 Dortmund


Beginn: 16.00 Uhr
Ende: 18.30 Uhr

Anwesend waren: siehe beigefügte Anwesenheitsliste

Herr Güclü begrüßte die anwesenden Damen und Herren, insbesondere Frau Waltraud Frische vom Schulamt der Stadt Dortmund, die zum Tagesordnungspunkt 4.1 eingeladen worden war, und eröffnete die Sitzung.

Herr Güclü wies auf den vorliegenden Dringlichkeitsantrag der Liste „Demokratische Initiative“ zum Thema „Gründung eines Arbeitskreises für die Wahlvorbereitung des Ausländerbeirates 2004“ hin. Da lt. Geschäftsordnung eine Dringlichkeit nicht gegeben ist, schlug er vor, diesen Antrag zur nächsten Sitzung des Ausländerbeirates am 20.05.03 zu stellen. Herr Cihan stellte mündlich den Antrag schon in der heutigen Sitzung einen Arbeitskreis zu gründen.

Nach eingehender Diskussion wurde einstimmig beschlossen, dass keine Dringlichkeit für den o.g. Antrag vorliegt und dieser daher in der Tagesordnung für die Sitzung am 20.05.03 aufgenommen wird.

Danach trat Herr Güclü in die Tagesordnung ein:

1. REGULARIEN

1.1 Benennung eines Beiratsmitgliedes zur Mitunterzeichnung der Niederschrift
1.2 Hinweis auf das Mitwirkungsverbot gem. § 31 Gemeindeordnung NRW
1.3 Feststellung der Tagesordnung
1.4 Genehmigung der Niederschrift über die 27. öffentliche Sitzung des Ausländerbeirates vom 17.12.2002,
Genehmigungen der Niederschrift Nr.1/03 über die 28. öffentliche Sitzung des Ausländerbeirates vom 28.01.2003, Niederschrift Nr. 2/03 über die öffentliche Sitzung des Ausländerbeirates vom 05.03.2003 – diese Niederschriften werden nachversandt


2. VORLAGEN

2.1 Nordstadt – Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf, Budgetierung für Kleinobjekte sowie externe Beratungsleistung – Drucksache Nr.: 03877-03
Zur Empfehlung

2.2.1 Umbau und Nutzungsänderung eines Produktionsgebäudes in eine Versammlungsstätte mit Lagerbereich mit einer Betriebswohnung und ein Großhandelslager für Textilien mit einer Betriebswohnung auf dem Grundstück Dortmund, Flur 51, Flurstücke 225, 226, 473, 485, Lindenhorster Straße 38-40 -Zulässigkeit eines Vorhabens nach § 34 Baugesetzbuch (BauGB) –
Drucksache Nr.: 04070-03
Zur Kenntnisnahme

2.3 Türkischer Unternehmertag in Dortmund EUROKON 2003 Türkisch-Europäische Unternehmenskontakte) – Drucksache Nr.: 04007-03

2.4 Integriertes Stadtbezirksentwicklungskonzept Huckarde (InSEKt)
Drucksache Nr. 03714-02
Zur Kenntnisnahme

2.5 Integriertes Stadtbezirksentwicklungskonzept Hörde (InSEt)
Drucksache Nr. 03844-03
Zur Kenntnisnahme

3. BERICHT

3.1 „Entwicklung im Muttersprachlichen Unterricht“ und „Islamische Unterweisung“
- Frau Waltraud Frische, Schulamt der Stadt Dortmund

4. MITTEILUNGEN

4.1 Berichte der sachkundigen Einwohnerinnen und Einwohner in den Fachausschüssen

4.2 Mitteilungen des Vorsitzenden und der Verwaltung

Zu TOP 1: Regularien

1.1 Benennung eines Beiratsmitgliedes zur Mitunterzeichnung der Niederschrift

Als Mitunterzeichner für die Niederschrift der heutigen Sitzung wurde Herr Ahmet Yilmaz benannt.

1.2 Hinweis auf das Mitwirkungsverbot gem. § 31 Gemeindeordnung NRW

Der Vorsitzende wies auf das Mitwirkungsverbot hin und bat dies zu beachten, sofern es im Einzelfall zutreffen sollte.

1.3 Feststellung der Tagesordnung

Der Vorsitzende stellte die fristgerechte Einladung fest.
Die Tagesordnung wurde einstimmig angenommen.

1.4 Genehmigungen der Niederschriften Nr. 9/02 über die 27. öffentliche Sitzung des Ausländerbeirates vom 17.12.2002, Nr. 1/03 über die 28. öffentliche Sitzung des AB’s vom 28.01.2003 und Nr. 2/03 über die 29. öffentliche Sitzung des AB’s vom 05.03.2003

Die Niederschriften wurden einstimmig angenommen.

Zu TOP 2: VORLAGEN

2.1 Nordstadt – Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf
Budgetierung für Kleinprojekte sowie externe Beratungsleistung
Drucksache Nr.: 03877-03
Zur Empfehlung

Diese Vorlage wurde ohne Diskussion zur Kenntnis genommen.

2.2 Umbau und Nutzungsänderung eines Produktionsgebäudes in eine Versammlungsstätte mit Lagerbereich mit einer Betriebswohnung und in ein Großhandelslager für Textilien mit einer Betriebswohnung auf dem Grundstück Dortmund, Flur 51, Flurstücke 225, 226, 473, 485, Lindenhorster Straße 38-40 – Zulässigkeit eines Vorhabens nach § 34 Baugesetzbuch (BauGB) –
Drucksache Nr.: 04070-03
Zur Kenntnisnahme

Herr Ucar teilte mit, dass diese Vorlage am 02. April 2003 während der Sitzung des
Ausschusses für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen unter TOP 4.3 behandelt werden
sollte. Allerdings wurde ein anderer Antrag vorgezogen, welcher den o.g. An-
trag zunichte machte. Eine Änderung der Bauleitplanung für den o.g. Bereich hat den Antrag
zu diesem Bereich abgewürgt.

Herr Güclü trug vor, dass er sich über den Stand der Sachlage zu dem o.g. Antrag erkundig-
gen und in der nächsten Sitzung darüber berichten wird.

2.3 Türkischer Unternehmertag in Dortmund (EUROKON 2003 Türkisch-
Europäische Unternehmenskontakte)
Drucksache Nr.: 04007-03

Diese Vorlage wurde ohne Diskussion zur Kenntnis genommen.

2.4 Integriertes Stadtbezirksentwicklungskonzept Huckarde (InSEKt)
Drucksache Nr.: 03714-02
Zur Kenntnisnahme


Diese Vorlage wurde ohne Diskussion zur Kenntnis genommen.

2.5 Integriertes Stadtbezirksentwicklungskonzept Hörde (InSEKt)
Drucksache Nr.: 03844-03
Zur Kenntnisnahme

Diese Vorlage wurde ohne Diskussion zur Kenntnis genommen.

3. BERICHT

3.1 „Entwicklung im Muttersprachlichen Unterricht“ und “Islamische
Unterweisung“
- Frau Waltraud Frische, Schulamt für die Stadt Dortmund

Herr Güclü übergab das Wort an Frau Frische. Diese bedankte sich für die Einladung zur heutigen Sitzung und informierte zu dem o.g. Thema wie folgt:

Frau Frische teilte mit, dass sie seit drei Jahren in dem Schulamt der Stadt Dortmund im Rahmen der Migranten Angelegenheiten tätig ist. Vorher war sie vier Jahre in Bochum im gleichen Bereich tätig. Weiter verwies Sie auf die Einrichtung der „Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen (RAA), dessen neue stellv. Leiterin Frau Achilles ist, die eigentlich heute vorgestellt werden sollte, aber leider erkrankt ist. Frau Achilles wird die Vertretung von Frau Frische übernehmen, da sie nicht immer präsent sein kann. Leiterin der RAA ist Frau Klingsporn. Beide Damen stehen für Auskünfte zu dem o.g. Thema zur Verfügung.
Dann stellte Frau Frische Herrn Sellerberg, der seit zwei Jahren als Mitarbeiter der RAA tätig ist, vor. Dieser wird ebenfalls die Vertretung von Frau Frische vornehmen, falls dieses erforderlich ist. Herr Sellerberg trug vor, dass er, so wie Frau Achilles, abgeordnete Lehrerkräfte sind. Er trug vor, dass er hauptsächlich mit dem Schwerpunkt Seiteneinsteiger Beratung eingestiegen ist. Dieses ist der Bereich für Migrantenkinder, die im Laufe des Schuljahres an die Dortmunder Schulen kommen und dort in sog. Fördergruppen oder Auffangklassen integriert werden sollen. Die Organisation der Sprachfördermaßnahmen für die künftigen Lernanfänger hat Herr Sellerberg in der Vergangenheit ebenfalls organisiert und betreut diese auch heute noch.

Frau Frische trug zum Muttersprachlichen Unterricht in Dortmund vor, dass seit dem 1. August 2002 eine Veränderung im Rahmen dieses Unterrichts in der Form stattgefunden hat, dass keine Lehrer mehr eingestellt werden. Kurzfristig wird sich an dem Lehrerbestand nichts ändern (ca. bis 2010). Die Landesregierung hatte beschlossen im Muttersprachlichen Unterricht die Lehrerstellen um 1/3 zu kürzen, d.h., von 1345 auf 886 Stellen. Das sind landesweit rund 450 weniger Stellen. Das bedeutete konkret für alle Schulämter im Lande, dass, wenn zufällig eine Stelle wegfällt, kein Ersatz dafür vorhanden ist. Dieser Stellenabbau hatte die Begründung, dass Mittel freigegeben werden für andere Schwerpunkte, die die Landesregierung geplant hatte - z.B. die Einrichtung von Ganztagsangeboten, zusätzliche Sprachangebote in Klassen 5 und 6, ein neues Programm Beruf und Schule und eine bessere Sprachförderung für Kinder im Vorschulalter.


Dieses Sprachförderprogramm musste von EUR 2 Millionen auf EUR 5 Millionen aufgestockt werden. Daher musste eine Verlagerung der Kosten vorgenommen werden. Um aber doch den Unterricht in der Muttersprache aufrechtzuerhalten, wurden neue Bedingungen geschaffen, d.h., die Teilnehmerzahl in den Gruppen ist von 10 auf 15 erhöht worden und zwar angeglichen an die Mindestschülerzahl in der Regelklasse.
In Dortmund besteht ein Überhang in den Sprachbereichen Griechisch, Italienisch, Marokkanisch und Serbisch. Hier sind die Schülerzahlen sehr zurückgegangen. Es besteht ein Bedarf an Lehrpersonal in Portugiesisch, hier sind zwei Lehrerinnen gegangen und zwei Lehrerinnen aus Unna stehen hier für 6 Stunden zur Verfügung. Aufgabe der Schulverwaltung ist es, sich in diesen Situationen um eine Umverteilung zu bemühen. Es gibt nur noch in der Nordmarkt-Grundschule Unterricht in Portugiesisch. Im türkischen Unterricht sieht es momentan rechnerisch aufgrund der Mindestzahl von 15 Kindern so aus, dass ein Fehlbedarf von 3,5 Lehrerstellen herrscht, wobei noch nicht die erkrankten Lehrer berücksichtigt wurden. D.h., es muss eine Umverteilung stattfinden. Im Augenblick lässt es sich in den Schulen noch so regeln, aber im neuen Schuljahr muss umorganisiert werden, wenn keine neuen Stellen zur Verfügung gestellt werden.
Die Situation im Muttersprachlichen Unterricht wäre natürlich auch lösbar, wenn man, so wie vorgesehen ist, einmal Lehrer, die zuviel sind, für andere Aufgaben einsetzen könnte. Schulen mit hohem Ausländeranteil könnten sicher dort auch diese Lehrer für den Unterricht oder für die Sprachförderung sowohl in der Muttersprache als auch vielleicht in der deutschen Sprache und auch für Projekte interkultureller Art sicher gut einsetzen. Vielleicht können solche Lösungen im nächsten Schuljahr gefunden werden und wo Bedarf für Muttersprachlichen Unterricht besteht, muss man sehen, wie schnell der Stellenabbau stattfindet. Hier in Dortmund kann es keinen natürlichen Abbau geben, da die Lehrer noch keine 65 Jahre sind. Es sind aber kranke Lehrer da, die also Stellen evtl. freimachen und in den Ruhestand gehen. Inwieweit hier an eine Neubesetzung gedacht werden kann, ist heute noch nicht abzusehen.

Herr Cihan erkundigte sich zu der Situation der Ganztagsschulen und wie hier der Muttersprachliche Unterricht integriert wird?

Herr Ucar erkundigte sich nach dem Muttersprachlichen Unterricht für türkische Kinder in der Nordstadt, denn es sind in der Nordmarkt-Grundschule 150 türkische Kinder und es ist nur ein Lehrer für den Unterricht vorhanden. Hier passt die Aufteilung s.E. nicht so ganz und er könne sich nicht vorstellen, dass ein Lehrer unter dieser Belastung bis zu seinem 65jährigen Geburtstag unterrichten kann.

Frau González erkundigte sich, wie mit den Kindern umgegangen wird, die einen deutschen Pass mit Migrationshindergrund haben? Werden diese Kinder im Muttersprachlichen Ergänzungsunterricht berücksichtigt?

Frau Frische teile mit, dass die Ressourcen, die nicht für den Muttersprachlichen Unterricht ausgegeben werden, die also eingespart werden, in die Ganztagsangebote fließen, d.h., zur Finanzierung der Ganztagsangebote. Dieses hat an dieser Stelle nichts mit der Muttersprache zu tun, sondern es handelt hier Betreuungsangebote. Es schließt sich nicht aus, dass auch ausländische Erzieherinnen eingesetzt werden. Es ist ein Angebot, dass von der Betreuung her mehr im Rahmen des Erziehens stattfindet, denn die Verträge sind hier keine Lehrerverträge, sondern Verträge die auch von freien Trägerschaften kommen. Es sind keine Lehrer, die dort arbeiten.


Herr Cihan trug sein Unverständnis darüber vor, dass das Geld, das für den Muttersprachlichen Unterricht angedacht war, in das Konzept der Ganztagsschule fließt.

Frau Frische entgegnete, dass ja auch ausländische Kinder die Ganztagsschule besuchen und davon profitieren. Es finden hier Angebote statt, die besonders wichtig sind, die sowohl die Freizeitgestaltung betrifft wie auch Angebote, die die schulische Qualität sichern sollen, wie z.B., Hausaufgabenhilfe usw. von daher darf die Situation nicht zu einseitig gesehen werden. Es ist letztlich auch ein Angebot im Rahmen des Spracherwerbs für die Kinder. Wenn sie sich am Nachmittag mit anderen Dingen beschäftigen, tauschen sie sich auch kommunikativ aus und werden sicher alle davon profitieren. Auch bei einer Spracharmut, die dann doch bei Einzelkindern manchmal festzustellen ist, wo die Mütter berufstätig sind, haben diese Kinder am Nachmittag Gelegenheit, sich sprachlich auszutauschen. In der Schule ist es im Lernbereich und es besteht Leistungsdruck und am Nachmittag ist es ein Freizeitangebot, das den Kindern auch viele Anregungen und Möglichkeiten gibt, um diese wieder am Vormittag in den Unterricht zu tragen.

Herr Sömnez stellte hier die Frage, ob die Ganztagsangebote freiwillig sind oder müssen die Kinder daran teilnehmen?

Frau Frische teilte mit, dass diese Ganztagsangebote freiwillig angenommen werden können.
Dieses ist eine Schulträgerangelegenheit und man sollte evtl. einen Referenten aus diesem Bereich einladen, der ausgiebig hierzu Auskunft geben kann.

Zum Bereich PISA teilte sie mit, dass dieses die Reaktion der zuständigen Ministerin ist, dass die Ressourcen in das Angebot für vorschulische Sprachförderung umgelagert wurden. Weiter trug sie vor, dass es ganz wichtig sei, dass Kinder, die in die Schule kommen, die deutsche Sprache sprechen können. Hierzu ist ein neues großes Konzept entwickelt und erweitert worden, da es auch deutsche Kinder gibt, die die deutsche Sprache nicht beherrschen. Von daher ist dieses Konzept ein ganz wesentlicher Beitrag zur Reaktion auf PISA, falls die sprachlichen Voraussetzung für das erste Schuljahr nicht gegeben sind, und es im Nachgang viel schwieriger ist, diese zu erlernen. Es gibt in Dortmund keine Schule, die nicht von diesem Sprachangebot profitiert, wenn sie den Bedarf hat. Durch dieses Sprachangebot gibt es zudem auch noch Arbeitsbeschaffungen, denn in diesem Programm sind arbeitslose Lehrer tätig.

Zu der Frage Stadtteilarbeit und Stundenanteil der Kinder und evtl. Ausfallzeiten und wie dieses geregelt werden kann, informierte Frau Frische, dass, falls es zu wenig Lehrer gibt die Gruppen auch entsprechend vergrößert werden können, also über 15 Schüler hinaus. Es kann auch passieren, dass Gruppen in den Nachmittag verlegt werden.
Weiter teilte sie mit, dass die Kinder einen Unterrichtsanspruch von drei Stunden haben.

Zu der Frage nach der Nationalität teilte sie mit, dass diese keine Rolle spielt. Es bekommen alle Kinder, deren Muttersprache eine ausländische Sprache ist, eine Sprachförderung wie auch den Muttersprachlichen Unterricht.

Frau Baboukhadia stellte die Frage wie entschieden wird, in welcher Schule Muttersprachlicher Unterricht erteilt wird ? Dann erkundigte sie sich ob deutsche Lehrer, die ausländische Kinder unterrichten, eine psychologische Vorbildung haben?

Herr Gündez trug vor, dass s.E. das Vertrauensverhältnis zwischen den Lehrern und Schülern nicht gut sein könne, wenn der Lehrer ständig in verschiedenen Schulen unterrichten muss. Hat man hierzu Überlegungen angestellt, wie diese Situation geändert werden könnte? Auch ist er der Überzeugung, dass die Kinder nachmittags nicht mehr so aufnahmefähig sind.

Frau Erdmann trug vor, dass sie die Einführung der offenen Ganztagsgrundschule in Dortmund für sehr löblich hält. Es wäre für Dortmund ein großer Fortschritt, dass künftig für mehr Kinder die Möglichkeit besteht den ganzen Tag Betreuungs- und Förderangebote in Anspruch zu nehmen. Sie ist der Meinung, dass insbesondere auch Migrantenkinder davon profitieren werden. Für bedauerlich hält sie es allerdings, dass der Muttersprachliche Ergänzungsunterricht durch diese Regelung leidet.
Weiter informierte sie, dass sie es für wichtig halte, dass im Ausländerbeirat das Familienprojekt die Gelegenheit bekommt, sich darzustellen mit der Arbeit und die Entwicklung, die es hier gibt.

Herr Daskalakis gab zu bedenken, dass die Migrantenkinder in Süddeutschland nach interner Analyse ebenso gut abgeschnitten haben wie die Kinder aus Bremen. Sie haben erstaunlicherweise 25% - 35% bessere Punkte erhalten als die Migrantenkinder im Lesen und Verständigung in der deutschen Sprache in NRW. Dieses zeigt, dass die Migrantenkinder kaum dafür verantwortlich für das schlechte Abschneiden der PISA Studie in diesem Bereich sind.

Frau Heinz würde es begrüßen, wenn die Migrantenkinder zweisprachig aufwachsen und die Eltern zu Hause nicht nur die Heimatsprache sprechen würden. Dieses wäre auch ein großer Gewinn für die Kinder für die spätere berufliche Situation. Weiter teilte sie mit, dass in der IGLU Studie ganz deutlich gesagt wird, dass ausländische Schüler in keiner Weise die Leistungen der deutschen Schüler beeinträchtigen würden. Dann unterstützte sie das Anliegen von Frau Erdmann, das Familienprojekt als Tagesordnungspunkt im Ausländerbeirat aufzunehmen, denn in diesem Projekt ist die offene Ganztagsschule ein wesentliches Thema.

Frau Frische teilte auf die Frage von Frau Baboukhadia mit, dass die Schulen selber aufgrund der ausländischen Schüler entscheiden, was an Angeboten nötig ist. Der Schulleiter gibt eine Anfrage an die Eltern, da es ein freiwilliges Angebot ist, und dann meldet die Schule an Frau Frische zurück, wie viele Anmeldungen er in welcher Sprache vorliegen. Dann wird entschieden welcher Lehrer in welchen Schulen mit wie vielen Stunden tätig werden. Weiter teilte sie mit, dass die russische Sprache in der Buschei-, der Kautsky- und in der Landgrafen-Grundschule unterrichtet wird.
Weiter informierte sie, dass in Dortmund vierzehn verschiedene Sprachen angeboten werden und zwar: Albanisch, Bosnisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Kurdisch, Makedonisch, Marokkanisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Türkisch.
Zu dem psychologischen Ausbildungsstand der Lehrer teilte Frau Frische mit, dass es immer wieder Fortbildungen für die Lehrer gibt.

Zu den Fragen des Herrn Gündüz teilte sie mit, dass alle Unterrichtsstunden der o.g. Sprachen – bis auf Türkisch – am Nachmittag stattfinden. Die Lehrer unterrichten in der Regel an zwei Standorten. Da die nachmittags Angebote freiwillig sind, erscheinen die Kinder leider nicht regelmäßig, obwohl sie angemeldet sind. Der Bezug der Lehrer zur Schule, die am Nachmittag arbeiten ist recht schwierig. Man bemüht sich, dass zumindest immer ein fester Klassenraum zur Verfügung steht. Die Aufnahmefähigkeit der Kinder am Nachmittag ist nicht die gleiche wie am Vormittag und der Lehrer muss die Kinder immer wieder neu motivieren.

Frau González stellte hier noch einmal die Frage wie mit den eingebürgerten Kindern umgegangen wird, die als Muttersprache nicht die deutsche Sprache gelernt haben, sondern die Sprache ihrer Eltern? Weiter führte sie aus, dass i.E. folgende Punkte gefördert werden müssen: 1. der Muttersprachliche Unterricht, und zwar in den Vormittagsstunden 2. rechtzeitig den ausländischen Eltern Unterstützung anzubieten, die deutsche Sprache zu erlernen, damit diese dann in der Lage sind, den Kindern die deutsche Sprache zu vermitteln.

Frau Frische informierte, dass ein Kind, unabhängig von der Staatsangehörigkeit, Anspruch auf Muttersprachlichen Unterricht hat. D.h., wenn ein türkisches Kind die deutsche Staatsangehörigkeit erhält, hat es trotzdem Anspruch auf Muttersprachlichen Unterricht. Es hat u.a. auch Anspruch auf Integrationshilfe. Die Schulen melden die Kinder zum Muttersprachlichen Unterricht an, deren Eltern einen Antrag gestellt haben.
Weiter trug Frau Frische vor, dass wieder ein spanischer Unterricht erteilt wird und es nehmen alle Kinder daran teil, wo die Eltern den Wunsch dazu hatten. Gerade die Spanier haben sich sehr dafür eingesetzt, dass das Angebot nahtlos weiterläuft. Es ist bisher keine Beschwerde seitens der Eltern gekommen. Falls Beschwerden geäußert werden sollten, müssen die Eltern sich bei Frau Frische bitte melden.

Abschließend teilte Frau Frische, dass es sehr wichtig war, über den Muttersprachlichen Unterricht zu diskutieren und sie versicherte, dass sie diesen Unterricht sehr hoch in der Wertschätzung ansiedelt und sie wird sich bemühen, dass alles mögliche getan wird, um den Unterricht auch weiterhin fortzuführen .

Zur Islamischen Unterweisung trug Frau Frische vor, dass vier Schulen hieran teilnehmen und dass es sich um einen Schulversuch handelt. Dieser Versuch läuft schon seit einiger Zeit in anderen Städten. Dortmund wurde im letzten Jahr angesprochen auch an diesem Schulversuch in deutscher Sprache teilzunehmen. Es nehmen die Graf-Konrad-, die Kleine Kielstraße-, die Finke Grundschule und die Kielhornschule, Sonderschule, daran teil. Die Lehrer für die Islamische Unterweisung stehen in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis und kommen aus dem Muttersprachlichen Unterricht. Die Hauptschule In der Landwehr konnte leider bislang nicht teilnehmen, weil keine Lehrereinstellung mehr möglich war. Für die Unterweisung in der Hauptschule In der Landwehr sollte eigentlich ein Islam Wissenschaftler eingestellt werden. Das ist bislang nicht gelungen, es sind aber Vorbereitungen getroffen worden und man hofft, dass im neuen Schuljahr eine Einstellung erfolgen kann. Dann wäre auch jemand im Rahmen der Kooperation der Aufgaben auch mit den anderen Lehrern aus dem Muttersprachlichen Unterricht vorhanden, damit die Wissenschaftlichkeit und die pädagogische Bannbreite abgedeckt wird.

Der Schulversuch wurde im Rahmen der Freiwilligkeit gemacht. Die Eltern wünschten dieses Angebot und die Schulen haben diesem Wunsch entsprochen. Es sind noch mehr Bewerbungen als über diese vier Schulen hinaus vorhanden und es kommen auch noch laufend Bewerbungen aus dem Grundschulbereich. Es kann aber heute noch nicht gesagt werden, inwieweit der Versuch noch erweitert werden kann.

Die Lehrer, die in dem Schulversuch arbeiten sind drei türkische und ein marokkanischer Lehrer. Diese Lehrer werden im nächsten Jahr eine unterrichtsbegleitende Fortbildung bekommen, die z.Zt. in Soest im Landesinstitut für Lehrerfortbildung vorbereitet wird. Weiter informierte Frau Frische, das die islamische Unterweisung schon immer ein Teil des Muttersprachlichen Unterrichts war und die Lehrer, die im Muttersprachlichen Unterricht tätig waren, hatten den Auftrag, einen Teil der Stunden zu verwenden, um den Kindern islamische Unterweisung zu geben.

Herr M.A. Yildirim erkundigte sich nach der theologischen Ausbildung der Lehrer und wo diese Ausbildung vorgenommen wurde?

Herr Sönmez erkundigte sich nach dem Lehrstoff in der Grundschule und von wem dieser Lehrstoff evtl. erstellt wurde?

Frau Heinz stellte die Frage ob am Ende eines Schuljahres mit den Eltern und Lehrern ein Erfahrungsaustausch vorgenommen wird?

Frau Frische teilte mit, dass die Islamwissenschaftler sich einer Prüfung unterziehen und Zeugnisse vorlegen müssen, aus denen hervorgeht, welches Studium sie abgelegt haben. Die Auswahl trifft die Bezirksregierung mit der örtlichen Schulaufsicht (Frau Frische). Die Islamwissenschafter nehmen ebenfalls an einem halbjährlichen Lehrerausbildungsseminar statt, damit die Wissenschaftler auch die praktische Umsetzung lernen. Es wäre schön, wenn Bewerber bereits im Herkunftsland Unterrichtserfahrung hatten. Bei den Lehrern im Muttersprachlichen Unterricht ist dies eine unabdingbare Voraussetzung. In einem Test wird auch geprüft, ob die perfekte Beherrschung der deutschen Sprache vorhanden ist.

Zum Lehrstoff teilte sie mit, dass es hier ein Curriculum, das seit Jahre 1985 besteht, worin für die Grundschulen und weiterführenden Schulen ganz konkrete Vorschriften vorgegeben sind und welche Themenbereiche besprochen werden müssen. Dieser Lehrplan wird momentan in Soest von einer Kommission, bestehend aus Lehrern, Schulaufsicht, Dezernenten der Regierung und aus dem Ministerium, überarbeitet.

Zu der Frage von Frau Heinz nach dem Erfahrungsaustausch am Ende eines Schuljahres teilte Frau Frische mit, dass sie bereits von der Bezirksregierung aufgefordert wurde, einen Erfahrungsbericht abzugeben. Hier kommen auch die Eltern zu Wort.

Frau Frische zitierte aus dem Erlass der Regierung: Die Zielsetzung die der Unterricht haben soll, ist „er soll religiöses Wissen vermitteln ohne den Glauben zu verkünden oder zum Glauben zu erziehen.“

Herr Güclü bedankte sich bei Frau Frische für ihren ausführlichen Vortrag.

4. MITTEILUNGEN

4.1 Berichte der sachkundigen Einwohnerinnen und Einwohner in den Fachausschüssen

Herr Cihan berichtete von der LAGA-Sitzung in Hamm. Ansonsten gab es keine ausländerrelevanten Themen in den verschiedenen Ausschüssen.

4.2 Mitteilungen des Vorsitzenden und der Verwaltung

Herr Güclü erinnerte an das Münsterstraßenfest, das am 05.07.2003 stattfindet und informierte, dass Herr Erich G. Fritz, MdB, die Schirmherrschaft übernimmt.

Herr Klenner informierte über verschiedene Termine und Einladungen, die für Interessierte in der Geschäftsstelle vorliegen.

Danach schloss Herr Güclü die Sitzung um 18.30 Uhr.


f.d.R.



Yusuf Güclü Ahmet Yilmaz Brigitte Flint
Vorsitzender Mitglied des Ausländerbeirates Schriftführerin